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Feuilleton online

11.6.2011

7.6.2011, meldung von dapd, berlin-brandenburg

Neue Hoffung für Schinkelsche Bauakademie



Eduard Gärtner, Die Bauakademie, Gemälde, 1868, Nationalgalerie

7.6.2011, dapd Berlin-Brandenburg

Neue Hoffung für Schinkelsche Bauakademie

Seit zehn Jahren wird vergebens für die Wiedererrichtung des historischen Baus in Berlins Mitte geworben - Jetzt hat sich eine Errichtungsstiftung Bauakdemie gegründet

Die Attrappe der Schinkelschen Bauakademie in Berlins Mitte wird schon brüchig. Seit zehn Jahren wird mit dem mit Plastikplanen bespannten Gerüst für die Wiedererrichtung des historischen Baus an seinem ursprünglichen Platz in Berlins Mitte geworben. Die Folien mit Fotografien des Gebäudes sind bereits durch mehrere Stürme in Mitleidenschaft gezogen worden.

Der Witterung trotzte einzig die in die Attrappe einbezogene Musterecke. Diese hatten Lehrlinge des Bildungsvereins Bautechnik vor zehn Jahren mit großem Engagement original nach dem historischen Vorbild an dem ursprünglichen Standort nachgebildet. Die Ecke wurde von Experten als eine gelungene, qualitätvolle Kopie der ehemaligen Fassadenachsen gelobt. Allerdings konnte damals keiner ahnen, dass das temporäre Bauwerk so lange Zeit stehen würde.

Doch jetzt gibt es neue Hoffungen für das Projekt Bauakademie. Eine kürzlich gegründete Errichtungsstiftung will das 45-Millionen-Euro-Projekt endlich auf den Weg bringen. Ziel ist es, die Bauakademie am 175. Todestag von Karl Friedrich Schinkel am 9. Oktober 2016 feierlich wiederzueröffnen.

Immerhin handelt es sich um ein Bauwerk, das die Architektur durch seine Konstruktion und serielle Bautechnik bis heute beeinflusst hat. Das von 1832 bis 1836 von Karl Friedrich Schinkel (1781-1841) für zwei Preußische Behörden - unter anderem die allgemeine Bauschule - erbaute Gebäude war eines der zentralen Bauten der Berliner Mitte. Der Bau gilt in seiner technologischen Ästhetik als erster bedeutender Industriebau Deutschlands.

Geldgeber können auch Rosetten adoptieren

"Die Wiedererrichtung dieser im Geiste lebendig gebliebenen, 1836 gebauten, 1945 kriegszerstörten und 1962 gänzlich vernichteten Idee einer Akademie des Bauens und der Forschung als internationales Zentrum für die verantwortungsbewusste Gestaltung von Lebensräumen ist heute nötiger denn je", meint Anne Schäfer-Junker, Vorsitzende des Ausschusses für Kultur und Medien im Deutschen Akademikerinnenbund (DAB), der Kuratoriumsmitglied der Errichtungsstiftung ist. Es sei ein "Runder Tisch" geplant, um "am Bauakademiegeschen interessierten Vereinen und Verwaltungen eine Plattform" für Vorschläge zu bieten, kündigte Schäfer-Junker an.

Die Errichtungsstiftung werde die Aktivitäten des Fördervereins Bauakademie aufnehmen, sagt Stiftungsvorsitzender Wolfgang Schoele. Es gehe zum einen um die Wiederrichtung des Schinkel-Baus und zum anderen später um dessen Betreibung. Klar sei, dass das Projekt ohne jegliche öffentliche Mittel auskommen müsse. Schoele geht bei der Errichtung von Kosten von 45 Millionen Euro aus. Das hätten mehrere Machbarkeitsstudien ergeben. Zwischendurch sei auch mal von 25 Millionen Euro die Rede gewesen. Doch das sei unrealistisch.

Zusammen kommen soll die Summe durch die Vereinsmitglieder und andere Spender, Sponsoren und Zustiftungen, aber auch an Kredite sei gedacht, sagt Schoele. Das Geld fließe dann sozusagen direkt in die für die Bauakademie typischen roten Steine. Neben einem Engagement für die Errichtungsstiftung sei es auch möglich, sich an einer stein- und Terrakotta-Adoption zu beteiligen, womit Spenden für den originalgetreuen Wiederaufbau der Fassade gesammelt werden sollen. Für einen Betrag zwischen 25 und 15.000 Euro könnten Formsteine wie Rosetten "adoptiert" werden, erläutert Schoele.

Bislang fanden sich keine Sponsoren

Allerdings war die Suche nach Sponsoren in den vergangenen zehn Jahren nicht von Erfolg gekrönt. Zwei Vereine - der Förderverein Bauakademie und Verein Internationale Bauakademie (VIB) - fanden bisher keine Geldgeber. Im Jahr 2008 hatte der Berliner Senat für den Wiederaufbau des traditionsreichen Gebäudes sogar ein europaweites Vergabeverfahren gestartet. Das 2200 Quadratmeter große Filet-Grundstück zwischen Schinkelplatz und Werderschem Markt sollte an einen Investor verkauft werden, der den Bau auf der Grundlage der Planungen Schinkels weitgehend originalgetreu wiedererichtet und 75 Prozent der Fläche unentgeltlich dem VIB überlässt. Gesucht wurde also ein Investor mit viel Idealismus, einer der bauen wolle, ohne einen Nutzen zu ziehen. Doch der wurde nicht gefunden - das Bieterverfahren wurde im vergangenen Jahr abgebrochen. Derzeit wird den Angaben zufolge im Auftrag des Senats ein Gutachten erstellt, welches die Voraussetzungen für die Wiederrichtung des Schinkelbaus und dessen Nutzung ermittelt. Dabei soll den Angaben zufolge die Wirtschaftlichkeit des Projektes im Vordergrund stehen.

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